CDU Esens fordert Regulierung der Wolfspopulation
Es ist fünf Jahre her, dass der CDU-Samtgemeindeverband Esens öffentlich auf die Probleme der steigenden Wolfspopulation für die Deichsicherheit hinwies und forderte, dass die Sicherheit der hier lebenden Menschen absoluten Vorrang haben müsse. Nach einem beständigen Ansteigen der Population und einigen Wolfrissen auch bei den Schafherden auf den Deichen, lud die CDU-Fraktion der Samtgemeinde unter der Leitung von Siebo Siebels, erneut zu einem Gespräch mit denen, die unmittelbar für die Sicherheit und auch für die touristische Nutzung der Deiche zuständig sind, ein.
Von der Deichacht Esens-Harlingerland stellten Oberdeichrichter Jan Steffens, begleitet vom Geschäftsführer der Deichacht, Meinhard Edzards, die Lage aus der Sicht des Deichschutzes dar. So seien die Schafe für einen sicheren Deich notwendig und nicht ersetzbar. Sie halten das Gras kurz und treten kleine Löcher im Deich zu. Deshalb unterstütze man auch die Arbeit der Deichschäfer soviel man könne. Insgesamt 25 km würden im Gebiet der Deichacht Esens beweidet. Die Schäfer aber seien zunehmend demotiviert. Er, Steffens, habe Angst, dass immer mehr Deichschäfer aufgeben könnten. Wer schon einmal einen Wolfsriss erlebt habe, wer gesehen habe, wie panisch die Herde auf den Wolf reagiere, wer das Leiden der gerissenen Tiere sehe, an dem gehe das alles nicht spurlos vorbei. Wolfsberater rieten nun zu Wolfszäunen auch am Deich. Das bedeute nicht unerhebliche Ausgaben, vor allem laufende Pflegekosten, mit ungewissem Schutzeffekt und einer neuen Gefahrenquelle für Lämmer und andere Tiere. Zur Wasserseite z. B. sei das Anbringen von Zäunen schwierig. Bei Ebbe aber könnte der Wolf bequem von der Wasserseite auf den Deich kommen, außerdem könne er gut schwimmen. Zudem sei der Ärger mit Touristen vorprogammiert, denen ja auch ein bisher gern genutztes Areal entzogen werde.
Hier setzten Andreas Eden, Geschäftsführer des Kurvereins Neuharlingersiel, und Jürgen Peters, Neuharlingersiels Bürgermeister, an. Für den Tourismus wäre eine Einzäunung der Deiche eine Katastrophe, so beide. Neben ihrer Schutzfunktion seien die Deiche in der Saison ein viel besuchtes Erholungsgebiet. Besonders Radfahrer würden in großer Zahl die Fahrwege vor dem Deich nutzen. Das fiele dann weg. Auch sei ein Deich ohne Schafe kaum denkbar, sie gehörten zum Landschaftsbild dazu. Ebenso die Rinder auf den Weiden, die aus Angst vor Wolfsrissen nun bei vielen Landwirten ganzjährig im Stall blieben. Nicht auszudenken, Touristen würden Wolfsrisse und dadurch verletzte Tiere miterleben. Für die sei Ostfriesland als Urlaubsziel ganz sicher erledigt. Beide befürchten eine langfristige Beeinträchtigung für den Tourismus und auch für die Landwirtschaft, beides Wirtschaftszweige, von denen ein Großteil der Bevölkerung lebt. Hier stünden Existenzen auf dem Spiel.
Wenn nichts geschehe, dann würden nicht unerhebliche Kosten auf die hiesige Bevölkerung zukommen, so Johannes Tooren, Vorsitzender des CDU-Samtgemeindeverbandes und Vorsitzender des Finanzausschusses im Esenser Rat. Die Kosten für die Deichpflege würden anziehen, die Einnahmen aus dem Tourismus leiden. Gemeinsam sprach man sich für eine Regulierung der Wolfspopulation aus, nicht für eine Ausrottung. „Der Wolf muss durch seine Bejagung wieder Scheu vor dem Menschen entwickeln“. Das gegenwärtige Nichtstun aber führe zu einer Situation, zu der man schon bald sagen werde: „so wollen wir nicht leben“.